Manche kennen es noch aus der Schule: Auch wenn es in den naturwissenschaftlichen und exakten Fächern mit den Noten mau aussieht, gibt es immer noch die Chance, in den sogenannten Laberfächern wie Religion, Sozialkunde und z.T. auch Deutsch durch andauernde Wortmeldungen und eifrige Unterrichtteilnahme zu punkten, ganz gleich, was für dummes Zeug man dabei vorbringt. Die fünf in Mathe wird dadurch freilich nicht verschwinden. Dieser versuchte Ausgleich unangenehm harter Fakten durch soft skills liegt auch einer ganzen Reihe anderer Phänomene zugrunde. Etwa der Neigung politisch und ökonomisch Verunsicherter zu Esoterik, Sensibilisierungsseminaren, Gruppentherapien und Lebensratgebern aller Unart. Jede Bahnhofsbuchhandlung wartet mit einem Schwall von bestenfalls populärwissenschaftlichen bis komplett hanebüchenen Büchern und Zeitschriften auf, die sich der Sinnkrisen der Reisefertigen mit freundlich-forschen Aufmunterungen zum richtigen Essen, Reisen, Kaufen, Atmen, Denken, Lieben und Leben annehmen. Der Markt für solche postreligiöse Erbauungsliteratur scheint schier unerschöpflich, was nicht zuletzt an der Raschheit liegt, mit der die angebotenen moralischen Wegweiser verwittern und druckfrischen Motivationsnachschub nötig machen.

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